Chau Doc – Vinh Long – Ho Chi Minh City (Saigon)
Wir sind die einzigen an diesem Tag, die per Bus und Boot von Phnom Penh über die Grenze nach Vietnam reisen wollen. Und so haben wir unsere private Fahrt per Mini-Van durch die ländliche Gegend von Kambodscha und unser privates Boot bis ins vietnamesische Chau Doc. Die Regenzeit ist gerade vorbei. Alles ist saftig grün, reichlich Ernte überall, kleine Stelzenhäuser um uns herum und immer wieder freundliche „Hello“-Rufe aus den Häusern, den angrenzenden Reisfeldern und vorbeiziehenden Booten. Die Fahrt auf einem der Kanäle des Mekong ist eine herrlich entspannte Weiterreise und stimmt uns freudig auf das nächste Land. Vietnam also!
Chau Doc ist ein Tor zum Mekong-Delta und unser erster Stopp. Wir bleiben nur zwei Nächte, denn die Stadt ist keine Schönheit und wir wollen schnell weiter ins zentralere Delta. Allerdings wollen wir uns die Aussicht vom „Sam Mountain“ in Chau Doc nicht entgehen lassen und stürzen uns am nächsten Tag mit den Rädern ins Getümmel. Das Geheimnis auf den Straßen in Vietnam lernen wir schnell: Nicht stehenbleiben! Nicht umdrehen! Keine reflexartigen Bewegungen! Einfach drauflos! Augen zu wäre manchmal auch angebracht, aber nicht zu empfehlen! ☝️
Irgendwann wird die Stadt zum Dorf und wir erreichen eine Gegend, die unseren Puls beruhigt. Reisfelder. Obstplantagen. Schmale Wege ohne Hupen, Staub und „ums Leben bangen“. Wir genießen die Landschaft, das ruhige Gesicht von Chau Doc, umfahren den Sam Mountain und schlängeln uns durch die Orte am Rande des Hügels. Am ‚Phouc Dien Tempel‘ machen wir Halt und staunen über die kleinen Höhlen, in denen Buddhas sitzen, die feinen Details der Gartenanlage und die einmalige Aussicht. Bis zur kambodschanischen Grenze können wir schauen. Hier verweilen wir einen Moment, schnappen Luft, tanken Energie und verschwinden dann wieder im Tumult von Chau Doc. Eine Runde Billard, ein Bier auf der Dachterrasse beim Sonnenuntergang und schon geht es für uns weiter nach Vinh Long.
Hier wollen wir bei einer Familie Gast sein und dem Leben der Menschen im Delta näher kommen. Direkt-Busse nach Vinh Long gibt es nicht, Haltestellen wohl auch nicht und so buchen wir den Bus nach Saigon und versuchen dem Fahrer zu sagen, wo wir raus wollen. Unsicheres Kopfnicken und wir, samt Rucksäcke werden im Bus verstaut. Nach knapp drei Stunden wird an uns gerüttelt und mit den Händen wild gestikuliert. Wir müssen raus! Schnell! Ehe wir uns versehen, stehen wir auf einer sechsspurigen Straße und Trucks, Autos, Roller, Busse rasen an uns vorbei. Unsere Rucksäcke liegen neben uns und fragend sehen wir uns an. Wo sind die angekündigten Motorbike-Taxis, die uns zur Fähre bringen?! Unser Homestay ist nicht in Vinh Long Stadt sondern auf einer kleinen Insel direkt auf dem Mekong und nur mit einer Fähre zu erreichen. Endlich! Da rollen zwei Gestalten auf uns zu, eine Wahl haben wir nicht. Auch hier kommen wieder Hände und Zeichen zum Einsatz, um zu erklären, wo wir hin wollen. Es scheint zu klappen und schnell werden unsere Rucksäcke zwischen die Beine geklemmt, ein provisorischer Helm auf dem Kopf und wir hinten auf dem Motorrad platziert. Gut festhalten, Helme nicht verlieren und Rucksäcke festkrallen. Etwas verkrampft kommen wir am Fährableger an und schauen wohl erneut so hilfesuchend, dass uns unser Homestay-Besitzer sofort erkennt. Aufatmen! Eine kurze Überfahrt und ein kleiner Fußmarsch. Durchatmen! Ein Bungalow inklusive Hängematten und Außendusche erwarten uns inmitten wilder Natur. Genug Abenteuer für heute!
Die ersten Tage in Vietnam waren auch für unsere Mägen ein Abenteuer und zwingen uns nun zu etwas „Vorsicht“ und Ruhe. Die Mutti des Hauses macht uns am ersten Abend Süppchen, Reis und Gemüse. Neidisch blicken wir auf die Tische nebenan… Fisch, selbstgedrehte Frühlingsrollen, vietnamesische Reispfannkuchen, gebratenes Hühnchen, Früchte. Wir denken an unsere Mägen und freuen uns einfach auf die nächsten Abende, an denen es uns wieder besser geht. Denn die Familie lädt jeden Abend zum Essen ein.
Wir gönnen unseren Körpern etwas Ruhe und nutzen die Hängematten ausgiebig. Nach zwei Tagen fühlen wir uns wieder etwas fit und wollen erkunden… wir schnappen uns ein Rad und fahren drauflos. Alle paar Meter halten wir, entdecken neue Früchte an den Bäumen und freuen uns wie kleine Kinder. Wir trinken eine frische Kokosnuss und erkunden weiter diese Oase. Am nächsten Tag starten wir vor Sonnenaufgang zum Floating-Markt, früher hat man hier den Handel auf dem Mekong erlebt, mittlerweile sind nur noch vereinzelt Boote unterwegs. Eines der vielen Dinge, die sich durch den Fortschritt der Zeit ändern. Der Handel boomt und die Boote sind nicht mehr zeitgemäß, nicht schnell und flexibel genug. Traditionen weichen der Moderne! Zum Glück nicht überall. Wir besuchen im Anschluss eine Süßwarenfabrik, hier wird noch nach alten Traditionen hergestellt und wir lernen neue vietnamesische Leckereien kennen: Kokosbonbons, Puffreis und Reiswein. Am Ende sind wir gut versorgt für die nächsten Wochen 😋 !
Unsere Reise im Süden Vietnams endet mit Saigon. Gerne wären wir länger in Vinh Long geblieben, aber der Flug ab Saigon ins zentrale Vietnam ist schon gebucht. Saigon, das heutige Ho Chi Minh City, ist eine asiatische Metropole, die ihresgleichen sucht. 8 Millionen Einwohner, 9 Millionen Roller. Auch hier überrollt die Moderne und der Tourismus die Stadt so schnell, dass einem das rasante Wachsen unkontrolliert, wenn nicht sogar beängstigend vorkommt. Garküchen neben Gucci, Pferdewagen neben Mercedes, Wellblechhütten neben Fünf-Sterne-Hotels. Noch immer nicht ganz fit, schlendern wir gemütlich durch die Straßen und nutzen das westlich-asiatische Angebot: westlicher Mocha, vietnamesischer Ca Phe Sua Da, westliche Pizza, vietnamesische Phó, westliche ShoppingMalls, vietnamesischer Ben-Thanh-Markt und im Anschluss eine vietnamesische Massage im westlichen Spa-Ambiente. Ein typischer Saigon-Tag, ein Mix aus Tradition und Moderne, geht zu Ende und wir freuen uns auf viel Natur in Zentralvietnam.













*Persönliche Empfehlungen für Essen, Unterkünfte, Sonstiges:
Vinh Long:
Ngoc Phuong Homestay (Bungalow mit Hängematte, Außendusche, Moskitonetz und großen Betten inkl. Frühstück USD 20/ pro Nacht)
Saigon:
Temple Tree Spa (Traditionelle vietnamesische Massage inklusive Hot Stone USD 17/ 60 Minuten)