Umbruch-Stimmung

Kambodscha

Am Flughafen von Siem Reap füllen wir die Unterlagen für unser Visum aus, drängeln mit vielen anderen Visumwartenden vor den Schaltern und freuen uns, als mit unseren Pässen gewunken wird. Rucksäcke holen und unser Tuk-Tuk suchen. Mit einem Strahlen werden wir begrüßt, das Herz geht auf!
Das Bild von Kambodscha ist die ersten Meter durch die Straßen das Gleiche wie vor sechs Jahren: Tuk-Tuks, Hupen, Kühe, Schweiß auf der Haut, Staub, lächelnde Menschen, Müll, Essensstände, Motorroller, tausend verschiedene Gerüche.
Beim zweiten Blick merkt man, dass sich vieles verändert hat. Das Städtchen, das Tor zu den Tempeln von Angkor, scheint rasant gewachsen zu sein. Viele neue Hotels der großen Namen, unzählige Busse und auch ein KFC und Burger King haben es mittlerweile nach Siem Reap geschafft. Die westliche Welt dringt unaufhörlich vor!

Unsere Unterkunft liegt etwas abseits und nicht ganz so im Trubel der Menschenströme. Auch hier werden wir sehr herzlich begrüßt und sind überwältigt von unserem Zimmer, welches keine Wünsche offen lässt, für den Bruchteil der Kosten, welches das Zimmer in Singapur verschlungen hat – nur gut, dass wir mindestens drei Nächte hier bleiben wollen. Zum Einen, um uns die Tempel von Angkor anzuschauen und zum Anderen, um in Kambodscha anzukommen. Unser Guesthouse-Besitzer hat leider noch eine Nachricht, die unsere Pläne ein wenig umwirft… genau an diesem Wochenende werden 5000 Mönche am Tempel Angkor Wat erwartet, denn der Premierminister lädt ein. Nicht genug, denn der jährliche Halbmarathon findet ebenfalls statt. „Wird schon passen“ denken wir, schwingen uns am nächsten Morgen motiviert auf unsere Fahrräder und radeln in Richtung der Tempelanlage.
Angkor Wat ist das größte religiöse Bauwerk der Welt, die vielen anderen Tempel sind ebenso mächtig, anmutig und geschichtsträchtig, alles zusammen laut Historiker wohl eine der ersten Metropolen in Südostasien, die den langen Weg der Religion und des Glauben widerspiegelt. In Kambodscha vereinen sich Buddhismus und Hinduismus.

An alle Götter glauben auch wir, als wir uns mit unseren Rädern die Straßen entlang kämpfen. „Nur Mut“ ist die Devise und die Hoffnung, dass die Straßen nur in der Stadt so überfüllt sind, lässt uns etwas aufatmen. Leider stirbt diese Hoffnung schon bei Ankunft am kleinen Eingangstor. Die Straßen des Areals von Angkor, sind ebenfalls überfüllt, einige Tempel abgezäunt und die Vorbereitungen für die Großveranstaltungen im vollen Gange. Wir kämpfen uns durch die Busse, Autos, Vans, Tuk-Tuks, vorbei am Sicherheitspersonal und den Standverkäufern, durch die Abgase, den Staub und die Sonne und schauen die Tempel an, die vom Trubel verschont werden. Schweiß- und staubgebadet kehren wir unbeschadet zurück, essen gleich zwei Portionen zum Abend und fallen hundemüde ins Bett. Wir beschließen am nächsten Morgen auf die große Tempeltour zu verzichten, alle Einheimischen raten ebenso davon ab… wofür man sonst 7-8 Stunden braucht, sollte man nun 13-14 Stunden einplanen. Das wollen wir nach dem kräftezehrenden Tag gestern nicht, stattdessen schlendern wir durch die Stadt und beobachten was aus Siem Reap geworden ist.
Aus einer Straße mit Pubs ist ein Viertel mit Bars, Restaurants und Clubs geworden. Aus dem verschlafenen Markt eine Ansammlung von Verkäufern, die nicht mehr zu zählen sind. Vom ruhigen Flussufer nur noch ein Eingang zum grellleuchtenden Nachtmarkt und das Ufer übersät mit mobilen Cocktailbars, Essensständen und Entertainmentangeboten. Die Bars sind gefüllt mit den Europäern, die den günstigen Spaß suchen, den jüngeren Reisenden, die die Nacht zum Tag machen und den Touristen, die für einen Tag kommen, Angkor Wat von der To-Do-Liste streichen und dann Siem Reap wieder verlassen. Bettelnde Kinder hat man von den Straßen verbannt, nun sitzen junge heranwachsende Frauen in den „Massagestudios“ und hoffen auf das schnelle Geld. Es scheint, als möchte Kambodscha dem großen Bruder Thailand nacheifern und schaut auf die falschen Beispiele.

Mit vielen Eindrücken hüpfen wir früh ins Bett, denn der Wecker klingelt halb fünf. Wir wollen den Tag nach all den Veranstaltungen nutzen, um uns Angkor Wat noch vor unserer Abreise beim Sonnenaufgang anzuschauen. Müde sitzen wir in unserem Tuk-Tuk, Musik dröhnt noch aus den Bars und Menschen gehen entweder gerade nach Hause oder stehen gerade auf. Neben uns immer wieder Tuk-Tuks mit müden Menschen und einem Lunch-Paket, das Indiz, dass diese Tuk-Tuks das gleiche Ziel ansteuern. Angkor Wat!
Wir hatten nicht die romantische Vorstellung allein zu sein, aber was wir dann sehen, ist für uns bald mehr Attratkion als der Tempel. Stau auf den Straßen, hunderte von Menschen und von friedlicher Sonnenaufgangsstimmung keine Spur. Kaffee! Da hilft nur Kaffee! Wir warten, bis die Sonne es etwas über die Tempel geschafft hat und schauen uns dann das Bauwerk von innen an. Auch hier Schlangen von Menschen. Atemberaubend trotzdem! Irgendwie finden wir unser Tuk-Tuk samt Fahrer in der Menge wieder und steuern direkt unseren Bus zur Weiterreise nach Phnom Penh an.

Auf dem Weg von Siem Reap nach Phnom Penh überlegen wir, wie wir weiter durch Südostasien reisen wollen… zwei Überlegungen gibt es: entweder viel sehen und nur kurz überall verweilen oder die Anzahl der Orte beschränken und diese er’leben‘, den Alltag spüren und an den Orten anzukommen. Die Entscheidung ist schnell gefallen und so werden aus zwei Tagen Phnom Penh vier. Die Sehenswürdigkeiten werden zur Nebenattraktion, viel mehr genießen wir die tägliche Routine, das „sich auskennen“, die nette Bananenverkäuferin vor der Tür und das sich tägliche Freuen unseres Papaya-Salat-Stand-Besitzers beim Aufgeben unserer Bestellung. Wir mögen das Vertraute und wollen dies für unsere Reise so beibehalten. Durchatmen, ankommen bei uns und an dem Ort, welchen wir für ein paar Tage unser Zuhause nennen.
Phnom Penh bekommt von Tag zu Tag mehr Gesicht und die traurige Geschichte der Khmer ist zwar präsent, aber eben nur noch ein Teil der Stadt. Wir genießen die zahlreichen Pagoden, machen eine Mekong-Bootsfahrt zur „Silk-Island“, schlendern durch die turbulenten Märkte, bestaunen den Königspalast und nehmen an einer von Mönchen geleiteten „Offenen-Meditation-Stunde“ im Tempel Wat Langka teil. Try to find the balance!

Die Vergangenheit von Kambodscha ist traurig und bedrückend, die Zukunft verspricht Prächtiges und Fortschritt, das Jetzt ist irgendetwas dazwischen und die Menschen versuchen das Beste daraus zu machen, mit viel Optimismus, Zufriedenheit und Glaube!

Bleibt nur zu hoffen, dass die westliche Welt und der geldbringende Tourismus das zarte Land nicht überrollt.

 

Viele wachende Gesichter im Tempel Angkor Thom.
Würgefeigen erobern die Tempel Ta Prohm, die als Kulisse für den Film Tomb Raider dienten, zurück.
Dieser Tempel wurde mit Papierkerzen für die bevorstehenden Feierlichkeiten versehen.
Morgens 5 Uhr am Angkor Wat.. Das ist NICHT die Sonne! 😀
Das Warten hat sich gelohnt – Sonnenaufgang über der Tempelanlage.
Nicht nur wir haben uns früh aus den Federn gequält..
Angkor Wat im Licht des Sonnenaufgangs.
Markt in Siem Reap. Hier gibt es alles für ein gutes Essen!
Papaya-Salat! Dazu gab es Klebreis und fritierte Hähnchenflügel.
Seidenproduktion – leider ohne gutes Ende für die Schmetterlinge 🙁
Endprodukt – pro Tag entstehen etwa 40 cm Schal an einem solchen Webstuhl.
Königspalast in Phnom Penh.

 

*Persönliche Empfehlungen für Essen und Unterkünfte:

Siem Reap: 
Dee Café (Gerichte, z.B. Kambodschanisches Amok für unter USD 3/ super lecker/ wir waren dreimal dort und jedesmal begeistert!)

Phnom Penh: 
The Penh (große, moderne, saubere Zimmer/ Doppelzimmer mit Badezimmer für unter USD 25)

artillery Café (‚Organic, healthy, raw, vegan, superfoods‘ – ein Himmel für gesundes Essen/ Gerichte zwischen USD 5-8)

‚Um die Ecke beim artillery‘ – Papaya-Salad-Stall: Auf der Karte gibt es Papaya-Salat in allen möglichen Varianten, Klebreis, Hühnchen zusammen für ca. USD 2

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